Das Teekochen ist eine uralte Tradition der Teezubereitung, die nicht nur in China, sondern auch in der Mongolei sowie in Tibet, Birma und anderen asiatischen Ländern gebräuchlich war. In einigen Regionen wird diese Methode bis heute angewandt. Damals hatte man jedoch keine Kessel, vom Teegeschirr ganz zu schweigen. Der Tee wurde üblicherweise mit Salz und Gewürz gekocht und als anregendes Heilgetränk verwendet. So bekam man einen ganz ungewöhnlichen „Cocktail“. Diese alte Methode wurde erst von dem legendären Weisen und Teekenner Lu Yu aus China beschrieben. Es ist der Autor des ersten chinesischen Buches über Tee mit dem ebenso simplen wie naheliegenden Titel „Das Buch vom Tee“ oder im Origina „Chajing“ genannt.
Tee über dem offenen Feuer zuzubereiten ist dem historischen Verfahren wohl am ähnlichsten. Doch es gibt feine Unterschiede: Nicht nur Pu-Erh, sondern auch rote, grüne und gelbe Tees können gekocht werden. Eine einzige Ausnahme sind Oolongs – wobei selbst diese in der richtigen Dosierung von Könnern als Ergänzung zum Pu-Erh verwendet werden können. Darüber hinaus eignen sich gepresste Wǔyí Shān Oolongs, z. B. gepresster Da Hong Pao, zum Kochen. Die meisten von ihnen werden aus dem „Teepulver“ maschinell produziert und sind sehr stark gepresst. Bei dem traditionellen chinesischen Teeaufguss Pin-cha braucht man viel Zeit, damit solche Tees weichen, beim Kochen entfalten sie sich schneller.
Fangen wir mit dem notwendigen Zubehör für das Kochen des Pu-Erh-Tees an:
- Ein großer, feuerfester Glaskessel, üblicherweise mit einem Fassungsvermögen von 1,5-1,8 Liter. Wenn Sie keinen derartigen Kessel zur Hand haben, tut es auch eine andere Größe. Ein eventuell vorhandenes Blechsieb im Kessel wird nicht benötigt und kann herausgenommen werden;
- ein automatischer oder halbautomatischer Gasbrenner oder natürlich auch ein Gasherd. Wichtig ist eine regulierbare offene Flamme;
- ein Gaiwan oder einfach eine Tasse mit Deckel;
- eine Holzzange oder ein anderer Gegenstand aus Holz, mit dem Sie einen Trichter im Kessel machen können;
- idealerweise ein Cha-hai oder einfach eine weitere Tasse;
- eine der Gästezahl entsprechende Anzahl an Teeschalen;
- ein Tee-Sieb;
- ein Cha-He (Ausschankkanne) oder jeder andere für trockene Teeblätter passende Behälter.
Die geeignete Teemenge beträgt etwa 18-25 Gramm.
Kommen wir nun zur Zubereitung:
- Geben Sie den Tee aus dem Cha-He in den Gaiwan und übergießen Sie ihn mit kaltem Wasser. Führen Sie diesen Schritt drei Mal aus. Die ersten beiden Male wird der Tee quasi „gewaschen“, um ihn von Staub und Fremdstoffen zu reinigen. Die letzte „Waschung“ entfaltet die besten Eigenschaften des Tees.
- Nehmen Sie den Kessel und füllen ihn mit Wasser, im Idealfall mit Quellwasser. Stellen Sie den Kessel auf den Gasbrenner, den Gasherd oder eine andere Feuerstelle.
- Nun heißt es Geduld bewahren und aufmerksam in den Kessel schauen. Wenn das Wasser zu kochen anfängt – die Chinesen beschreiben den Klang als „Windgeräusch in Kiefern“ – geben Sie 100 ml des Wassers aus dem Kessel in den Cha-h
- Stellen Sie den Kessel zurück auf die Flamme und erwärmen sie ihn weiter. Bevor Sie den Tee in den Kessel geben, gießen Sie das Wasser aus dem Gaiwan, heben Sie den Deckel hoch und bereiten die Zange vor. Wenn Sie die ersten Wasserbläschen bemerken, gießen Sie das Wasser aus dem Cha-hai zurück – diese Vorgehensweise nennt man „das Jüngermachen des Wassers“.
- Wenn das Wasser zu kochen beginnt, erzeugen Sie duch schnelles Umrühren einen Wasserstrudel und geben den Tee in den Kessel.
- Halten Sie ein paar Minuten inne und beobachten Sie, wie die Teeblätter geradezu tanzen – einfach wunderschön!
- Schalten Sie die Flamme aus, sobald das Wasser richtig kocht. Falls Sie stark gepressten Tee verwenden, lassen Sie ihn ca. 30 Sekunden kochen. Warten Sie, bis die Teeblattplatten zu Boden sinken, der Tee muss nun ziehen.
- Danach ist der Tee fertig und Sie können ihn durch das Sieb in den Cha-hai gießen. Falls Sie nur zu zweit oder zu dritt sind oder Sie sich Zeit lassen wollen, um den Tee zu genießen, verwenden Sie am besten eine Thermosflasche; damit vermeiden Sie, dass der Tee zu lange zieht oder kalt wird. Dies gilt besonders für grüne Tees sowie für Shu-Pu-Erh.
Auch hier gilt: Es gibt keine festen Regeln – experimentieren Sie und machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen, um Ihre Fähigkeiten zu entwickeln und die Feinheiten der Teezubereitung zu verstehen.
Noch ein ganz besonderer Tipp: Kochen Sie Ihren Pu-Erh doch einmal in fettarmer Milch. Die Zubereitung ist der oben beschriebenen Methode sehr ähnlich. Bitte achten Sie jedoch darauf, dass die Milch nicht gerinnt und geben Sie kein Wasser in die Milch. Wir wünschen schon jetzt viel Vergnügen bei diesem Gaumenschmaus!