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Wie schädlich ist Cassia Zimt?

Alle Jahre wieder, pünktlich zum Beginn der kalten Jahreszeiten, taucht ein Thema überall in den Medien auf: die Gefahren zu hohen Zimtkonsums, allen voran der angeblich schädliche Cassia Zimt.

Kaum sind die ersten Artikel darüber im Umlauf, erreichen uns besorgte E-Mails und Kundenanfragen, ob wir tatsächlich den ungesunden Cassia Zimt in unseren Tee-Mischungen verwenden würden und wie viel Chai-Tee (der ebenfalls Zimt enthält) man denn nun bedenkenlos trinken dürfe. Als Teeproduzent haben wir also ein großes Interesse daran, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Schließlich wollen wir sicherstellen, dass wir den Kunden nur die gesündesten, qualitativ hochwertigsten und nachhaltigsten Zutaten bieten. In diesem Artikel möchten wir also genauer erkunden, was an Cassia Zimt – genauer gesagt am Inhaltsstoff Cumarin – so schädlich sein soll und ob die alljährliche Panik begründet ist oder nicht.

Welche Zimtarten gibt es?

Das Bild zeigt die beiden bekanntesten Zimtarten - Ceylon Zimt links und Cassia Zimt rechts.
Die beiden meistverkauften Zimtarten sind Ceylon und Cassia

Auf dem Weltmarkt wird hauptsächlich mit vier verschiedenen Zimtarten gehandelt:

  • Ceylon Zimt: Als wertvollster und dementsprechend teuerster Zimt gilt der Ceylon Zimt (auch Sri Lanka Zimt genannt). Dieser hat ein sehr feines Zimtaroma und wird in dünnen Röllchen aus der Innenseite der Rinde des Zimtbaumes oder in Pulverform verkauft.
  • Indonesischer Zimt: Dieser nähert sich qualitativ dem Ceylon Zimt an und wird tatsächlich vereinzelt von dubiosen Händlern auch als solcher angepriesen, um einen besseren Preis herauszuschlagen.
  • Vietnamesischer Zimt: Dieser ist in Europa fast nicht verfügbar, wurde jedoch zu Zeiten des kalten Krieges in Europa verwendet, da er günstig war. Vietnamesischer Zimt ist stärker im Geschmack und nähert sich somit eher dem Cassia Zimt an.
  • Cassia Zimt: Cassia Zimt (auch China Zimt genannt) ist die günstigste und weltweit am häufigsten verwendete Zimtart. Da sie so ein starkes Aroma hat, benötigt man viel weniger Zimt zum Würzen. Cassia Zimt wird in dickeren Rindenrollen oder Pulverform verkauft.

Was ist Cumarin?

Cumarin (auch Kumarin geschrieben) ist ein natürlich vorkommender Aromastoff. Man findet Cumarin beispielsweise in Ruchgräsern, Steinklee, der Tonkabohne, Brombeeren, Erdbeeren, Waldmeister, Datteln, Kirschen, Aprikosen Dill, Salbei, Lavendel, Kamille und im Zimt. Meistens ist Cumarin nur in minimalen Mengen enthalten und der Verzehr von Speisen, die aus den obigen Zutaten hergestellt werden, völlig unbedenklich. Cumarin wird außerdem auch als Duftstoff in Parfums und anderen duftenden Produkten verwendet.

Cumarin kam erst Anfang der 2000er-Jahre ins Gespräch, als bei einer Untersuchung von zimthaltigem Weihnachtsgebäck stark erhöhte Cumarinwerte entdeckt wurden. Das Problem war hierbei nicht, dass zu viel Zimt im Gebäck steckte, sondern dass zusätzlich und großzügig Cumarin als Aromastoff verwendet wurde. In Kombination mit Cassia-Zimt, welches auch noch den höchsten Cumarin-Anteil aller Zimtarten aufweist, wurden auf diese Weise schnell die zulässigen Höchstwerte überschritten.

Ist Cumarin schädlich für den Körper?

Gleich vorweg: Cumarin ist in Maßen nicht schädlich. Wie bei fast allen Zutaten gilt auch hier die bekannte Regel: Die Dosis macht das Gift.

Cumarin selbst hat auf den Körper eine entzündungshemmende, krampflösende und beruhigende Wirkung und wird in Form von Cumarinderivaten auch in der Medizin als Blutgerinnungshemmer eingesetzt.

Erst in größeren Dosen und über einen längeren Zeitraum hinweg lassen sich negative Auswirkungen auf den Körper feststellen:

  • Eine leichte Erhöhung kann zu Kopfschmerzen, Schwindelgefühl oder Übelkeit führen. Gerade in der Weihnachtszeit lassen sich diese Symptome allerdings selten auf Cumarin alleine zurückführen. Viele Menschen trinken dazu gerne ein Gläschen Glühwein Der darin enthaltene Alkohol weist bekanntermaßen ähnliche Symptome auf.
  • Eine noch höhere Dosis kann über einen längeren Zeitraum hinweg bei anfälligen Personen die Leber angreifen. Frühzeitig erkannt, sind die Schäden jedoch alle reversibel. Übersieht man diese Anzeichen allerdings, kann dies bis hin zur Gelbsucht führen. Hierbei ist erwähnenswert, dass die Symptome nicht durch den Verzehr zimthaltiger Speisen hervorgerufen wurden, sondern durch medizinische Behandlung.
  • Bei Tierversuchen mit sehr hohen Dosen von isoliertem Cumarin wurde eine krebserregende Eigenschaft festgestellt. Es gibt jedoch keinerlei Beweise, dass dies auch auf Menschen zutrifft.
  • Forscher schätzen, dass bis zu 6% der Bevölkerung empfindlich auf Cumarin reagieren könnten und somit eher Nebenwirkungen erleiden.

Offizielle Einschätzung

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (kurz BfR) hat zusammen mit der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA das gesundheitliche Risiko von Cumarin eingeschätzt. Als Ergebnis haben sie einen Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge vorgelegt. Der TDI-Wert (aus dem englischen für tolerable daily intake) besagt, wie viel von dem Wirkstoff man täglich während des gesamten Lebens bedenkenlos zu sich nehmen kann. Ein gelegentliches Überschreiten der Menge ist nicht weiter schlimm, nur sollte dies kein dauerhafter Zustand sein.

Der TDI-Wert für Cumarin liegt bei 0,1mg / kg Körpergewicht. Überträgt man dies auf einen 60 kg schweren Menschen, kann dieser knapp 2 Gramm Cassia Zimt am Tag zu sich nehmen. Dieser Wert bezieht besonders empfindliche Menschen mit ein. Ein gesunder Mensch mit 60 kg Körpergewicht kann somit gefahrlos sein ganzes Leben lang täglich 6 mg Cumarin aufnehmen.

Rechnen wir das auf ein beliebtes Nascherl um – die Zimtsterne – so ergeben sich daraus ganze 24 Zimtsterne, die ein erwachsener Mensch pro Tag verzehren könnte. Dies bezieht sich allerdings rein auf Zimtsterne mit Cassia Zimt. Wer zusätzlich dazu noch zimthaltige Getränke, andere Süßspeisen mit Zimt oder auch Parfüms oder Lotionen mit dem Duftstoff Cumarin verwendet, sollte etwas weniger zulangen. Das ist auch besser für die Figur.

Für ein 15 kg schweres Kind lässt sich das auf rund 6 Zimtsterne umrechnen. Auch hier gilt: ein gelegentliches Überschreiten ist nicht weiter bedenklich. Es sind keine Fälle von Leberproblemen durch den Konsum zimthaltiger Speisen erfasst worden. Die oben genannten Nebenwirkungen traten immer im Zusammenhang mit einer medizinischen Vergabe von Cumarin-Präparaten auf. Erst bei langanhaltender Einnahme von überdosiertem Cumarin wirkt sich dies schädlich auf den Körper aus.

Wer gerne mehr darüber lesen möchte, dem empfehlen wir die Fragen und Antworten zu Cumarin in Zimt und anderen Lebensmitteln – BfR (bund.de).

Vorsichtsmaßnahmen

Da es beinahe unmöglich ist, die genauen Cumarinwerte des verwendeten Zimts im Supermarkt herauszufinden, gibt es vor allem eine Methode, um sicherzustellen, dass man den TDI Wert nicht konstant überschreitet: selber backen!

Im Internet finden sich zahlreiche leckere Rezepte für weihnachtliche Zimtknabbereien und ähnliches Süßgebäck. Bei der Auswahl des Zimtes empfehlen wir hier grundsätzlich Ceylon Zimt. Dieser ist zwar etwas teurer, enthält dafür jedoch auch den geringsten Cumarin-Anteil. Dadurch wird eine Überdosis weitestgehend ausgeschlossen.

Wem Zeit oder Lust zum Selberbacken fehlen, dem sei angeraten, zumindest bei der Wahl der Zimtsüßigkeiten auf Ceylon Zimt zu achten. Viele Gebäckhersteller wissen ebenfalls um die Zimt-Debatte und nutzen es zu ihrem Vorteil, extra darauf hinzuweisen, dass sie den „gesünderen“ Zimt verwenden.

Fazit: Ist Cassia Zimt nun schädlich oder nicht?

Zusammengefasst zeigt sich, dass weder Cassia Zimt, noch Cumarin für sich genommen schädlich sind. Sämtliche Risiken hängen mit der Aufnahme reinen Cumarins zusammen. Empfindliche Menschen haben hier Nebenwirkungen, wenn Sie davon über einen längeren Zeitraum zu viel einnehmen. Diese lassen sich aber meist wieder beheben und sind bisher in keinem Zusammenhang mit dem Konsum zimthaltiger Speisen aufgetreten. Wer dennoch auf Nummer sicher gehen möchte, backt sich zimthaltiges Gebäck mit Ceylon Zimt statt Cassia Zimt selbst oder achtet beim Kauf darauf, dass Ceylon Zimt extra ausgewiesen ist.

Beherzigt man diese Tipps, steht einer frisch aufgebrühten Tasse Tee mit Cassia Zimt, wie beispielsweise dem einzigartigen Bio-Kräutertee Kurkuma Sunset, nichts mehr im Wege.

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